Garantiezins sinkt weiter

von / 01 Juli 2016
Gemsichte Lebensversicherung

Der technische Zinssatz reduziert sich zum 1.1.2017 um zwei Drittel von aktuell 0.75 auf 0.25 Prozent. Seit dem Jahr 2000 sinkt der Garantiezins der klassischen Lebensversicherung kontinuierlich, während gleichzeitig die private Vorsorge immer wichtiger wird.

Was ist der Garantiezins?

Der Garantiezins für Lebensversicherungen bestimmt die Verzinsung über die gesamte Vertragsdauer und bildet zusammen mit der Beteiligung an den Überschüssen den Ertrag für den Versicherungsnehmer. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) setzt den Garantiezins als Obergrenze fest. Dabei handelt es sich um den maximalen Satz, den eine Versicherung seinen Versicherten anbieten darf. Dies, um zu verhindern, dass die Versicherungen allzu riskante Verpflichtungen eingehen und aufgrund der häufig sehr langfristigen Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden in finanzielle Schieflage geraten. Auf Geheiss der Finma (und nicht zuletzt auch auf Wunsch der Versicherungen selber, die ihrerseits um Anlagerendite kämpfen) müssen die Lebensversicherungen bis spätestens am 1.1.2017 ihre Mindestverzinsung auf minimale 0.25 Prozent senken – für Policen mit einer Einmalprämie gelten sogar noch tiefere Verzinsungen von 0.05 Prozent. Sogar noch tiefere Garantiezinsen sind möglich und, wie bei den letzten Zinssenkungen auch, wird mancher Anbieter die neuen Konditionen auch schon vor dem Stichtag an die Kunden weitergeben.

Private Vorsorge wird immer wichtiger

Das Tiefzinsumfeld, das nicht zuletzt wegen des beschlossenen Austritts von Grossbritannien aus der Europäischen Union voraussichtlich noch sehr viel längere Zeit anhalten wird, drückt die Renditeaussichten für institutionelle und private Anleger. Die zeitgleich laufenden politischen Bestrebungen, Leistungen aus der gesetzlichen Vorsorge einzuschränken, macht die private Vorsorge über eine 3. Säule immer wichtiger. Dennoch sorgt fast ein Drittel der Schweizer nicht privat fürs Alter vor und riskiert so massive finanzielle Einbussen nach der Pensionierung.

Anbieter- und Produktevielfalt macht die Auswahl schwer

Alleine die zehn grössten Versicherungsanbieter haben etwa 180 Vorsorgeprodukte zur Auswahl. Wer sich oder seine Familie über eine klassische Lebensversicherung absichern möchte, sollte genau vergleichen und idealerweise noch dieses Jahr abschliessen. Sind Sie unsicher, welches Produkt zu Ihnen passt, dann lesen Sie hier den Ratgeber-Beitrag zur Säule 3a und 3b. 

Über die Vertragsdauer von mehreren Jahrzehnten machen auch kleinere Zinsdifferenzen aufgrund des Zinseszinseffekts einen grossen Unterschied bei der Vermögensakkumulation, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Schon eine Zinsdifferenz von 0.5 Prozentpunkten resultiert in einem geldwerten Nachteil für den Versicherten von über 25‘000 Franken.

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Nicht berücksichtig wurden bei der Berechnung die Kosten der Versicherung sowie allfällige Überschussbeteiligungen.

Lesebeispiel:

  • Wer sich 2015 für eine Lebensversicherung mit einem Garantiezins von 1.25 Prozent entschieden hat und jährlich 6768 Franken als Prämie einzahlt, kommt nach 35 Jahren auf ein angespartes Vermögen von knapp 300‘000 Franken.
  • Wer das gleiche Produkt 2 Jahre später mit einer Verzinsung von nur noch 0.25 Prozent abschliesst, bekommt am Ende der Sparphase nur noch knapp 250‘000 Franken ausbezahlt.

Dem Sparer entgeht wegen des Zinseszinseffekts und der langen Spardauer somit schnell ein kleines Vermögen. Zudem gibt es diverse Vorsorgeprodukte, die je nach individueller Vorsorgeanalyse und persönlicher Situation deutlich attraktiver sein können, als die klassische Lebensversicherung. Gerade für Hypothekarnehmer bieten Versicherungen teilweise sehr attraktive Kombinationen aus Finanzierung und Vorsorgelösung an. Hier können Finanzierungsspezialisten helfen, optimale Konditionen auszuhandeln.

Tiefe Bondrenditen fordern Lebensversicherungen

Während bis ins Jahr 2000 noch Garantiezinsen von ca. 3 Prozent üblich waren, müssen sich heutige Anleger mit mageren 0.75 und bald 0.25 abfinden. Seit 2012 liegen zudem die Garantiezinsen durchgehend über dem risikolosen Zinssatz der zehnjährigen Staatsanleihen. Für die Lebensversicherung bedeutet das: Die gemütlichen Jahre, wo sich Verpflichtungen gegenüber den Versicherten mit praktisch risikolosen Anlagen erwirtschaften liessen, sind vorbei. Heute müssen Versicherungen Anlagen in riskanteren Kategorien wie Aktien ausbauen, um die notwendigen Renditen für die laufenden Verpflichtungen zu erzielen.

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Die Risiken geben die Anbieter 1:1 an die Versicherten weiter. Auch deshalb beobachten wir seit einiger Zeit eine Tendenz der Lebensversicherungen zu fondsgebundenen Produkten, die eine höhere Rendite aufgrund des stärkeren Wertschriften-Exposures versprechen, aber eben auch mehr Risiken für den Versicherten beinhalten. Auch Produkte gänzlich ohne Garantiezins kommen vermehrt auf den Markt und könnten bei anhaltend tiefen Zinsen verstärkt angeboten werden. Damit wird der Markt für Kunden immer unübersichtlicher. Nur unabhängige Beratung gibt hier einen kompetenten Marktüberblick. Möchten Sie wissen, wie Ihre persönliche Vorsorgesituation aussieht, dann vereinbaren Sie einen Beratungstermin mit unseren Experten. 

Wie berechnet sich der technische Zinssatz?

Der garantierte Zins, den die Versicherer anbieten dürfen, wird von der Finanzmarktaufsicht Finma festgelegt. Damit soll verhindert werden, dass die Institute mit zu hohen Versprechen unerwünschte Risiken eingehen. Gemäss Art. 121 AVO (steht für Aufsichtsverordnung der Finma) darf der technische Zinssatz, der für die Tarifierung der Lebensversicherungen ausserhalb der beruflichen Vorsorge verwendet wird, 60 Prozent des rollenden Zehnjahresmittels des Referenzzinssatzes nicht überschreiten.

Garantiezins

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