Zinsprognose Dezember 2016: Zinserhöhung möglich

von / 06 Dezember 2016
Zinsprognose

Alle Zeichen stehen auf eine Zinserhöhung der US-Notenbank im Dezember. Sowohl die US-Swap-Sätze als auch die Renditen der US-Staatsanleihen steigen seit Anfang November stark an.

Die US-Konjunktur ist in Topform und die Aktienkurse eilen seit Trumpwahl von Rekord zu Rekord. Zwar wird der erwartete Zinsschritt in den USA kaum nachhaltig Auswirkungen auf den Schweizer Zinsmarkt haben, aber auch hier zeigt sich schon seit geraumer Zeit eine Bodenbildung bei den Zinsen und anziehende Renditen bei den Eidgenossen.
Seit Mitte Jahr steigen die Renditen der US-Staatsanleihen bereits. Die US-Präsidentschaftswahlen und die erwartete Zinserhöhung im Dezember haben den Renditen von Staatsanleihen nochmals einen Schub versetzt und erreichen per Ende November einen neuen Jahreshöchststand von 2.33%.

Zinserhöhung

Insgesamt zeigt sich die US-Wirtschaft sowohl bezüglich der Inflationserwartungen als auch der Situation auf dem Arbeitsmarkt stabil. Für 2017 erwartet die OECD ein Wachstum von 2.3 Prozent 2018 rechnen die Prognostiker gar mit 3 Prozent.

Auch die Renditen der Eidgenossen zeigen eine ähnliche Tendenz. Wenn gleich hierzulande die Renditen von Staatsanleihen bis auf 12 Jahre hinaus negativ bleiben. Nichtsdestotrotz gelten die steigenden Renditen der Staatsanleihen auch als Signal für eher anziehende Zinsen im Markt.

Eidgenossen

Auch Swap-Zinsen deuten auf weiteren Zinsanstieg hin

Die Swap-Raten sind neben dem Libor-Satz eine entscheidende Grösse im Zinsmarkt – bestimmen sie doch wie hoch die Absicherungskosten der Banken für ein Engagement im Hypothekarmarkt sind. Bei einem Zins-Swap tauschen Banken feste gegen flexible Zinssätze aus und sichern sich so gegen steigende Zinsen ab. Ein 10-Jahres-Swap wird derzeit gegen den 6-Monats-Libor für 0,24% getauscht. Gerade bei den langlaufenden Swap-Sätzen ist seit Ende Juli 2016 ein Aufwärtstrend zu beobachten, was insgesamt ebenfalls eher auf steigende Zinsen hinweist. Seit Mitte November bewegt sich der 10-Jahres-Swap-Satz gar wieder im positiven Bereich, nachdem er die letzten rund 9 Monate negativ rentierte.

Zinskurve bewegt sich aufwärts

Die Bewegung auf den Swap-Märkten findet ihren Niederschlag auch in der Zinskurve. Im Vergleich zu 2015 (blaue Kurve) hat sich die Zinskurve insbesondere im mittleren und langfristigen Bereich nach oben verschoben.

Zinskruve

Am kurzen Ende der Zinskurve bleiben die Zinsen im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert. Hier zeigt sich der Einfluss der Notenbank, die nach wie vor an den Negativzinsen festhält und die Zinsstruktur bis auf zwei Jahre hinaus durch ihre geldpolitische Expansion beeinflusst. Die ultralanglaufenden Renditen hingegen sind im laufenden Jahr weiter gefallen und lassen die Zinskurve abflachen. Eine flache Zinskurve heisst, dass die Differenzen zwischen langlaufenden und kurzfristigen Zinsen historisch tief sind. Für Hypothekarnehmer bedeutet dies: für einen geringen Aufschlag lassen sich günstige Zinskonditionen auf Jahre hinweg sichern.

Betrachtet man den Zinsaufschlag für eine 10-jährige Festhypothek verglichen mit einer Libor-Hypothek, muss ein Hypothekarnehmer 2016 im Schnitt etwa 50 Basispunkte mehr bezahlen, um sich die günstigen Zinsen über die nächsten 10 Jahre zu sichern. Im Vorjahr betrug der Aufschlag noch rund 80 Basispunkte. MoneyPark hält daher an der Empfehlung, in der Tendenz lange Laufzeiten zu favorisieren, bis auf weiteres fest.

Zinsaufschlag

Datengrundlage: Richtzinsen von über 30 Banken und Versicherungen im Durchschnitt. Stand: 28.11.2016.

Talsohle bei Hypothekarzinsen durchschritten

Bis Mitte Jahr gab es für die Schweizer Hypothekarzinsen nur eine Richtung: nach unten. Beinahe wöchentlich wurden neue Tiefststände vermeldet. Mitte September zeigen die Libor-Hypotheken als erste eine Aufwärtsbewegung und verteuern sich von 0.99% auf 1.105% per Ende November. Nach und nach zeigt sich der Aufwärtstrend auch bei den langlaufenden Hypotheken und im mittelfristigen Bereich, so dass wir davon ausgehen können, dass die Talsohle der Tiefstzinsen für Hypotheken durchschritten ist.

Richtzinsen

Die Bewegung bei der Libor-Hypothek basiert indes nicht auf einer tatsächlichen Verteuerung des Libor-Satzes, sondern zeigt vor allem eine Margenausweitung seitens der Institute. Dies paart sich zudem mit einer hohen Heterogenität der Konditionen unter den Anbietern, die tendenziell gegen Jahresende noch zunimmt, da viele Anbieter ihre Jahresziele eingefahren haben (oder eben noch nicht) und so Margen ausweiten.

Vergleicht man den durchschnittlichen Referenzzinsen einer Libor-Hypothek mit dem tatsächlichen 3-Monats Libor bekommt man einen Eindruck, welche Margen die Institute über das Hypothekargeschäft realisieren. Im Schnitt beträgt die Differenz zwischen der Libor-Hypothek und dem Libor-Zins rund 1.8 Prozentpunkte – ein nach wie vor höchst erträgliches Geschäft für die Finanzinstitute trotz höherer Absicherungskosten und ein Appell an alle Kreditnehmer (oder solchen, die es werden wollen), den professionellen Anbietervergleich zu suchen.

Zinsprognose Dezember 2016: Guter Zeitpunkt, sich günstige Konditionen zu sichern

Die Bodenbildung bei den Schweizer Hypothekarzinsen hat sich schon seit einiger Zeit angekündigt, nun dürfte die Talsohle tatsächlich durchschritten sein. Wir erwarten daher für die kommenden Monate einen leichten Aufwärtstrend über alle Laufzeiten hinweg, bei insgesamt aber nach wie vor sehr attraktiven Konditionen für Hypothekarnehmer.

Die durchschnittlichen Hypotheken Referenzzinsen liegen per 28.11.2016 bei folgenden Ständen:

HypothekarproduktDurchschnittlicher Richtzins
Libor-Hypotheken1.105%
2-jährige Festhypotheken1.12%
5-jährige Festhypotheken1.22%
10-jährige Festhypotheken1.61%

Wichtig für Sie: Die Richtzinsen geben Ihnen nur einen ersten Eindruck der Marktzinsen. Wer professionell verhandelt, kann in aller Regel aber deutliche Abschläge realisieren.

screenshot

Insgesamt erwarten wir sowohl bei den kurz- bis mittel- wie auch bei den lang laufenden Festhypotheken eine schrittweise Erhöhung der Richtzinsen. Nicht auszuschliessen bleiben indes teilweise starke Schwankungen im Zinstableau, welche neben politischen und wirtschaftlichen Ereignissen auch die unterschiedliche strategische Ausrichtung der einzelnen Institute widerspiegeln und saisonalen Effekten im Hypothekarmarkt aufzeigen.
Dennoch erwarten wir, dass sich die Zinsen langfristig nicht mehr unter die Grenzen der letzten Monate fallen. Bei der Libor-Hypothek gehen wir von einer unteren Grenze von 1.05% aus. Für die 2-jährige Festhypothek sehen wir eine Untergrenze bei 1.09%. Diese werden in den kommenden Monaten kaum mehr tangiert werden. Bei den mittelfristigen bis langlaufenden Zinsen gab es in den letzten Wochen starke Bewegungen im Zinstableau – auch für die kommenden Wochen erwarten wir hier einiges an Bewegung. Insgesamt aber werden wir die Untergrenze von 1.45% Marke für 10-jährige Festhypotheken und die1.12% Marke für 5-jährige Festhypotheken wohl auf Sicht nicht mehr knacken.

Prognose
Nachdem sich die Libor-Hypothek seit 2013 jeweils um die 1.05% Marke herum bewegt hat, sehen wir nun grössere Bewegungen im sonst relativ ruhigen Libor-Hypothekenmarkt. Hier erwarten wir nicht zuletzt aufgrund geldpolitischer Entscheide auch in Zukunft etwas mehr Bewegung als in der Vergangenheit, was sich im relativ ausgeprägten Spread des prognostizierten Zinsbandes widerspiegelt.

HypothekarproduktDurchschnittlicher Richtzins (per 28. November 2016)3M Zinsband6M Zinsband12M Zinsband
Libor-Hypotheken1.105%1.06% – 1.15%1.06% – 1.16%1.06% – 1.2%
2-jährige Festhypothek1.12%1.12% – 1.15%1.13% – 1.16%1.12% – 1.2%
5-jährige Festhypothek1.22%1.22% – 1.27%1.23% – 1.28%1.21% – 1.32%
10-jährige Festhypothek1.61%1.58% – 1.68%1.57% – 1.7%1.57% – 1.75%
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