Zinsprognose bis 2021 – Hypozinsen bleiben noch mehrere Jahre tief

von / 20 August 2019
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Wir sehen bis Mitte 2021 weiterhin ein Negativzinsumfeld und Zins für Hypotheken, die nur ganz leicht über dem heutigen Niveau liegen. Vielschichtige Gründe sprechen für dieses Szenario: Aufgrund der aktuellen pessimistischen Weltwirtschaftsprognosen wird die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst nicht von ihrer expansiven Geldpolitik loskommen. Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind damit ihrerseits die Hände gebunden.

Ausblick

Entwicklung Schweizer Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft hat im ersten Halbjahr 2019 stark an Dynamik eingebüsst. Die Prognosen gehen insgesamt von einem deutlichen Wachstumsrückgang aus. In der Eurozone mehren sich die Anzeichen gar, dass die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten in Richtung einer sich anbahnenden Rezession entgleiten.

Diese Situation dürfte weiteren Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken verursachen. Die SNB kommuniziert zudem äusserst verhaltene Inflationsaussichten. Jüngst korrigierte sie ihre Prognose für 2019 nach unten und erwartet nun erst für 2020 eine Inflation von einem Prozent.

Entwicklung Zinsen

Im Juli 2019 senkte die US-Notenbank Fed das erste Mal seit über zehn Jahren ihren Leitzins um 0.25 Prozent. Die EZB kündigte ihrerseits implizit eine weitere Öffnung der Geldschleusen und eine mögliche Leitzinssenkung für den Herbst 2019 an. Die SNB würde bei einem solchen Schritt unter Zugzwang geraten: Es wäre zwar möglich, dass die SNB in einem solchen Fall trotzdem den SNB-Leitzins bei -0.75 Prozent belässt. Dies wäre aber mit beträchtlichen Aufwertungsrisiken des Schweizer Frankens verbunden. Die Wahrscheinlichkeit ist deshalb hoch, dass die SNB ihren Leitzins trotz niedrigem Inflationsdruck bis Ende 2019 ebenfalls um 0.25 Prozent senken muss.

Was bedeutet das für die Hypothekarnehmer?

Entwicklung Hypothekarzinsen

Eine allfällige Leitzinssenkung hätte zum aktuellen Zeitpunkt nur noch bedingt Einfluss auf die Hypothekarzinsen, da weitere Abwärtstendenzen nur noch beschränkt möglich sind. Die kurzfristigen Hypothekarzinsen dürften aufgrund des Margenschwunds bei den Banken bald ihren Boden erreicht haben. Zinsen für langfristige Hypotheken weisen weiteres, zumindest kurzfristiges, Senkungspotential auf. Ein Ende des Niedrigzinsumfeldes ist derzeit nicht abzusehen. Eine Normalisierung des Zinsniveaus innert der nächsten zwei bis drei Jahre ist derzeit sehr unwahrscheinlich. Wir erwarten, dass zehnjährige Festhypotheken Mitte 2021 lediglich rund 0.3 bis 0.4 Prozent höher notieren als heute.

Entwicklung Eigenheimpreise

Wir erwarten, dass sich das nachfragegetriebene Wachstum zukünftig zwar leicht abschwächt, aber weiterhin einen wichtigen Impuls für den Immobilienmarkt geben wird. Das Angebot dürfte sich durch die derzeit abnehmende Bautätigkeit auf einem leicht tieferen Niveau stabilisieren. Daraus ergibt sich ein moderat ansteigendes Preisniveau für selbstgenutztes Wohneigentum in der Schweiz, wobei vermehrt Faktoren wie Mikrolage, Infrastruktur, Zustand des Objektes etc. eine wichtige Rolle spielen.

Prognose 1

Hypothekarprodukt

Durchschnittl. Richtsatz

Zinsband bis Ende 2019

Zinsband bis Juni 2020

Zinsband bis Juni 2021

Libor-Hypothek 3 Mte

0.97%

0.95% – 1.00%

0.95% – 1.00%

0.95% – 1.00%

Festhypothek 2 Jahre

0.92%

0.83% – 0.98%

0.88% – 1.03%

1.00% – 1.15%

Festhypothek 5 Jahre

0.94%

0.85% – 1.00%

0.90% – 1.05%

1.05% – 1.20%

Festhypothek 10 Jahre

1.04%

0.97% – 1.17%

1.10% – 1.30%

1.30% – 1.50%

Treiber des Hypothekarzinses

Zins- und Konjunkturentwicklung weltweit

Die Schweiz ist als exportorientiertes Land in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung in hohem Masse von der Weltwirtschaft und insbesondere von der EU abhängig. Sie ist unser wichtigster Handelspartner, und die Geldpolitik der EZB hat direkten Einfluss auf den Wechselkurs EUR/CHF. Für unsere Prognose beleuchten wir daher insbesondere auch die Situation in der EU.

Folgende Indikatoren sind relevant:

  • Geldpolitik des Fed, der EZB und der SNB
  • Politische Diskussionen (z.B. Handelskonflikt zwischen den USA und China, Brexit, Rahmenabkommen Schweiz/EU)
  • Entwicklung des Bruttoinlandproduktes, der Inflation, der Verbraucherpreise sowie des Einkaufsmanagerindexes
  • Entwicklung der Schweizer Arbeitslosenquote

Konjunkturentwicklung in der Schweiz

Die hiesige Wirtschaftsentwicklung weicht in vielerlei Hinsicht von der EU ab. Das Wachstum ist momentan grösser, die Arbeitslosenquote tiefer. Trotzdem hat das, was in der EU geschieht, direkten Einfluss auf uns. Die Geldpolitik der EZB ist für die SNB deshalb von zentraler Bedeutung. Jede Annäherung des Schweizer Leitzinses an denjenigen der EU wertet den Franken gegenüber dem Euro noch stärker auf, was wiederum unsere Exportwirtschaft negativ beeinflussen würde.

Kein Ende der Negativzinsen absehbar

Nach der Finanzkrise senkten die Notenbanken die Zinsen weltweit massiv, um mit günstigem Geld die Wirtschaft anzukurbeln. Das Fed hob die Zinsen in den letzten Jahren zwar schrittweise an, vollzog nun aufgrund der Wirtschaftsprognosen Ende Juli 2019 die erste Zinssenkung seit zehn Jahren. Auch die EZB wird voraussichtlich im September 2019 eine weitere Zinssenkung kommunizieren, was die SNB in Zugzwang bringt. Nach der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze zum Euro anfangs 2015 musste die SNB den kurzfristigen Zins massiv in den negativen Bereich drücken, um den Franken gegenüber dem Euro nicht noch stärker werden zu lassen. Einen Ausweg aus dieser Negativzinssituation bleibt der SNB aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses nun vorerst verwehrt. Banken, die ihre Guthaben bei der SNB anlegen, zahlen einen negativen Zins. Dieser wird vermehrt auf die vermögenden Kunden überwälzt. Eine breite Negativverzinsung von Sparguthaben findet jedoch gegenwärtig nicht statt.

Welche Hypothek soll ich wählen?

Welches Hypothekarmodell Sie wählen, hängt nicht nur vom aktuellen Zinsniveau und den Zinsprognosen ab, sondern auch von Ihrer persönlichen Situation und Ihrer Risikofähigkeit und -toleranz. Kurzfristige Hypotheken sind aktuell nicht viel günstiger als langfristige. Wer heute eine fünfjährige Hypothek abschliesst und diese bei Fälligkeit verlängert, geht das Risiko ein, dass dies nur zu (deutlich) höheren Zinsen möglich sein wird. Mit einer langfristigen Hypothek reduzieren Sie dieses Risiko, sind hingegen länger an Ihr Finanzierungsinstitut gebunden. 

Entwicklung Hypozinsen

Hypothekarmodelle

Festhypothek

Eine Festhypothek wird mit einem fix definierten Zinssatz und für eine gewisse Laufzeit abgeschlossen, normalerweise für zwei bis zehn Jahre. Immer mehr Anbieter offerieren auch längere Laufzeiten bis zu 25 Jahre. Der Zins bleibt während der gesamten Laufzeit unverändert, unabhängig von der Entwicklung der Hypothekarzinsen am Markt.

Eine Festhypothek kann je nach Anbieter bis zu zwei Jahre vor Laufzeitbeginn abgeschlossen werden. Dies ermöglicht die vorzeitige Fixierung der Hypothek zu den aktuell gültigen Zinssätzen gegen Bezahlung eines Forward-Zuschlages. Ein Forward-Abschluss macht demnach dann Sinn, wenn steigende Hypothekarzinsen erwartet werden. Gewisse Institute bieten gegenwärtig vorzeitige Fixierungen mit keinem oder nur geringen Zuschlägen an.

Geldmarkt-Hypothek

Bei einer Geldmarkt-Hypothek werden die Zinsen während der Laufzeit der Hypothek regelmässig angepasst bzw. basieren auf einem Referenzzinssatz für kurzfristige Kredite am Geldmarkt. Der Zins für Hypotheken setzt sich dabei aus dem aktuellen, meist drei Monate geltenden Referenzzinssatz und einer Marge zusammen. Die Geldmarkt-Hypothek wird in einem zwei- bis fünfjährigen Rahmenkreditvertrag abgeschlossen. Momentan dient der Libor (London Interbank Offered Rate) als Referenzzinssatz. Dieser wird jedoch per Ende 2021 eingestellt. Als Ersatz prüfen die Hypothekargeber momentan den Saron (Swiss Average Rate Over Night). Wie die Geldmarkt-Hypotheken basierend auf dem Saron zukünftig ausgestaltet werden, ist noch nicht abschliessend definiert. Für den Hypothekarnehmer dürfte sich aber nicht viel ändern. Trotzdem bieten diverse Anbieter in der Übergangsphase keine Libor-Hypotheken mehr an.


Hier können Sie die Prognose als PDF downloaden: Zinsprognose bis 2021


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