«Es war an der Zeit, die Anlageklasse Hypotheken zu stärken»

von / 19 Januar 2021
cpcn MoneyPark

Im aktuellen Umfeld ist es für Pensionskassen herausfordernd, eine Investitionsmöglichkeit zu finden, die eine attraktive Rendite bei einem moderaten Risiko erwirtschaftet. In den letzten Jahren hat es daher eine Verschiebung im Markt gegeben: Pensionskassen wenden sich nun des Öfteren neuen und innovativeren Anlageklassen, wie der Anlageklasse Hypotheken, zu.

Die Pensionskasse des öffentlichen Dienstes von Neuchâtel, prévoyance.ne, hat beispielsweise beschlossen, ihre Investition in Hypotheken auszuweiten. Dafür ist sie im Dezember 2020 eine Partnerschaft mit MoneyPark und finovo eingegangen. Über finovo, eine 2018 gegründete Tochtergesellschaft der MoneyPark Gruppe, bietet das Unternehmen institutionellen Anlegern umfassende Hypothekenlösungen an. Darunter fallen die Definition des Hypothekenangebotes, der Vertrieb, die Kreditprüfung sowie das Bewirtschaften des Portfolios.

Wir haben Valentin Bürki, Leiter Kapitalanlagen bei prévoyance.ne, zum Gespräch getroffen.

Können Sie uns beschreiben, wer prévoyance.ne ist, was Ihre Hauptaktivitäten sind und wie Sie auf dem Markt positioniert sind?

Die Hauptaufgabe der Pensionskasse des öffentlichen Dienstes des Kantons Neuchâtel ist die Verwaltung und Versicherung des Risikos von Alter und Invalidität für alle Angestellten des öffentlichen Dienstes des Kantons Neuchâtel. Wir haben zwei Haupttätigkeiten: Einerseits beraten und unterstützen wir bei Anliegen aller angeschlossenen Arbeitgeber sowie deren Versicherten und Rentnern zu allen Belangen der beruflichen Vorsorge, (Versicherungsleistungen, Beiträge, Einkauf, Wohneigentum, Pensionierung usw.).

Andererseits verwalten wir das Vermögen so, dass die Auszahlung der Renten jederzeit gewährleistet ist. Wir streben eine angemessene Risikostreuung durch Investitionen in verschiedene Anlageklassen an, um eine angemessene und marktkonforme Rendite zu erzielen.

Aufgrund unserer Grösse sind wir eine der grössten Pensionskassen in der französischsprachigen Schweiz.

Welches sind heute die grössten Herausforderungen für die Pensionskasse und wie gehen Sie damit um?

Die grösste Herausforderung für uns ist, dass wir eine teilfinanzierte öffentlich-rechtliche Kasse sind, die einen Deckungsgrad von weniger als 100 Prozent aufweist. Dies bedeutet, dass der Betrag der fälligen Verbindlichkeiten viel höher ist als das aktuelle Vermögen. Wir müssen daher jedes Jahr einem definierten Plan folgen, um aus der Unterdeckung zu kommen. Das Hauptziel ist die Rückkehr zu einem Deckungsgrad von 80 Prozent bis 2052. Wir haben eine definierte strategische Allokation, um diesen Weg der Rekapitalisierung zu gehen.

Wie unterscheidet Sie sich von anderen Pensionskassen?

Wir sind in der gleichen Position wie viele der Pensionskassen des öffentlichen Dienstes, zumindest in der Westschweiz, bei denen die Defizite relativ gross sind. Wir haben die gleichen Herausforderungen zu bewältigen, nämlich zu versuchen, den gesetzlich vorgeschriebenen Deckungsgrad zu erreichen. Und um mit dem Rückgang der Anlagerenditen und dem Älterwerden der Bevölkerung fertig zu werden. All diese Begebenheiten zusammengenommen sind grosse Herausforderungen für Pensionskassen.

Wie ist die Anlagestrategie, einschliesslich Ihrer Politik zu negativen Anleiherenditen, aufgebaut?

Unsere Strategie basiert vor allem auf der Verpflichtung, eine ausreichende Rendite zu erwirtschaften, die es uns ermöglicht, einen Weg aus der Unterdeckung zu finden. Wir sind jedoch durch unsere relativ begrenzte Risikokapazität eingeschränkt. Innerhalb dieser Kapazität haben wir einen relativ hohen Aktienanteil, zwischen 35 und 37 Prozent in der strategischen Allokation, was die Tatsache kompensiert, dass die erwarteten Renditen auf dem Rentenmarkt niedrig sind.

Was waren Ihre ersten Erfahrungen mit der Anlageklasse Hypotheken?

Die Pensionskasse prévoyance.ne ist das Ergebnis der Fusion der Pensionskassen des Kantons Neuchâtel, der Stadt La Chaux-de-Fond und der Stadt Neuchâtel am 1. Januar 2010. Die Hypothekarvergabe ist historisch bedingt, da die Pensionskassen ihren Versicherten zu diesem Zeitpunkt bereits Hypotheken vergaben. Bei prévoyance.ne vergeben wir dadurch seit der Fusion im Jahr 2010 Hypotheken, damals jedoch ausschliesslich an unsere Versicherten und angeschlossenen Arbeitgeber und nur für selbstgenutztes Wohneigentum.

Warum bauen Sie nun die Investition in die Anlageklasse Hypotheken aus?

Hypotheken sind im Vergleich zu Staatsobligationen eine gute Quelle zur Diversifizierung. Sie können eine konstant positive Rendite bei begrenztem Risiko erwirtschaften. Sie sind auch eine hervorragende Alternative zu Bargeld, das negative Zinsen generiert. Wir haben festgestellt, dass wir in den letzten Jahren keine sehr vorteilhafte Zinspolitik hatten. Es war schwierig, neue Hypothekarkunden zu gewinnen, und der Anteil der Hypotheken erodierte zusehends. Es war an der Zeit, diese Anlageklasse zu stärken. Wir haben daher beschlossen, unsere Politik zu ändern, wettbewerbsfähiger zu werden, nicht nur von den Versicherten der Kasse abhängig zu sein, sondern geografisch zu diversifizieren, um Hypotheken in der ganzen Schweiz anzubieten.

Warum haben Sie sich für MoneyPark als Partner entschieden?

Wir waren auf der Suche nach Lösungen zur Stärkung unserer Investments in die Anlageklasse Hypotheken und wurden zum richtigen Zeitpunkt kontaktiert. Im Gespräch mit MoneyPark waren wir vor allem beeindruckt von Ihrer Herangehensweise und Ihrer Vorbereitung. Die Einfachheit der Kontakte, die Klarheit und Transparenz waren alles Aspekte, die uns schlussendlich dazu bewogen haben, mit Ihnen zu arbeiten.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Hypothekenangebot von den Angeboten anderer Finanzinstitute? Was sind die Vorteile für den Endkunden?

Wir bieten vor allem sehr gute Zinskonditionen. Unsere Kunden profitieren ausserdem von einem lokalen Service und einer schnellen Entscheidungsfindung. Wir haben ausserdem unsere Vergabekriterien erweitert. Wir können jetzt viele Arten von Objekten finanzieren, und auch Forward-Hypotheken abschliessen. Unser Angebot ist besser als das einiger Finanzinstitute.

Wie sehen Sie dieses Geschäftsmodell auf lange Sicht? Und wie sehen Sie die Situation in Bezug auf den aktuellen wirtschaftlichen Kontext und den Immobilienmarkt?

Wir werden sehen, wie schnell wir das Portfolio aufbauen können. Je nach Zinsentwicklung kann es sich auch lohnen, die Anlageklasse Hypotheken noch weiter zu stärken, insbesondere im Hinblick auf den Spread gegenüber Staatsobligationen.

Derzeit sehen wir kein nennenswertes Risiko im Eigenheimmarkt für die nächsten Jahre und wir hoffen, dass sich der Markt behaupten kann. Angesichts des aktuellen Zinsniveaus und solange sich die Zinsen nicht erholt haben, was nicht vor 2023 zu erwarten ist, sollte es für Hausbesitzer keine Schwierigkeiten geben.

Valentin Bürki ist Leiter Kapitalanlagen bei der Pensionskasse des öffentlichen Dienstes in Neuchâtel. Nach seinem Universitätsstudium in Neuchâtel und Lausanne war er fast zehn Jahre lang in der Vermögensverwaltung der BCV tätig. Seine Karriere führte ihn danach nach Boston, wo er im Bereich Private Equity arbeitete. 2014 kehrte er in die Schweiz zurück, wo er bei prévoyance.ne zunächst als strategischer Analyst tätig war und danach Leiter Kapitalanlagen wurde. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und liebt Sport, insbesondere Eishockey, das er seit seinem zehnten Lebensjahr spielt.

Seit dem 1. November 2021 heisst prévoyance.ne neu cpcn (Caisse de pensions de la fonction publique du canton de Neuchâtel) und hat dafür ihre visuelle Identität mit einem neuen Logo aufgefrischt.
CPCN@1x

 


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