Am 23. April wählen die Franzosen einen neuen Präsidenten. Zwar wird kaum einer der vier Kandidaten im ersten Anlauf die mehr als 50 Prozent zum Wahlsieg benötigten Stimmen erhalten, dennoch steht mit der Kandidatur von Marine Le Pen auch für die internationalen Finanzmärkte ein Risikoszenario zur Wahl, das den ohnehin schon unterbewerteten Euro weiter schwächen könnte, mit entsprechend negativen Folgen für die Schweizer Nationalbank.
Der April steht ganz im Zeichen der Politik und der Wahlen in Frankreich. Zwar haben die Märkte seit dem Brexit und der Wahl Trumps Erfahrung mit politischen Schocks, dennoch sind Auswirkungen insbesondere auf den Devisenmarkt nicht auszuschliessen, auch wenn sich die europäischen Märkte im Vorfeld der französischen Wahlen betont entspannt zeigen. So ist der Euro Stoxx 50 Volatility Index bspw. seit Anfang Jahr um rund 10 Prozent gesunken – der VSMI, der die erwarteten Kursschwankungen des SMI widerspiegelt, sogar um knappe 19 Prozent. Ein, wenn auch unwahrscheinlicher, Wahlsieg Le Pens könnte indes die Volatilität an den Märkten schlagartig erhöhen. Ein wahrscheinliches, teilweises Auseinanderfallen der Eurozone würde in solch einem Szenario aktueller denn je, mit den entsprechenden Risiken, die vom Markt eingepreist werden müssen. Weitere Abflüsse aus dem Euro in sichere Häfen wie den Schweizer Franken, Dollar, Yen oder auch Gold würden dann wahrscheinlich und erhöhten den Druck auf die Nationalbank. Zusätzliche Deviseninterventionen oder gar eine weitere Senkung der Zinsen in den negativen Bereich wären dann wahrscheinlich. Zwar ist dieses Risikoszenario eher unwahrscheinlich, dennoch sollten sowohl Anleger als auch Immobilienkäufer und Hypothekarnehmer rund um die französischen Wahlen mit einer erhöhten Volatilität und somit mit Bewegungen auf dem Zins- und Devisenmarkt rechnen.
Zinsprognose: Steigende Hypozinsen im März
Nach einer kurzen Baisse Ende Februar erholen sich die Hypozinsen rasch und steigen im Vergleich zum Vormonat tendenziell. Die Richtzinsen für 5- bzw. 10-jähige Festhypotheken legen um 3 bzw. 6 Basispunkte zu, während die 2-jährige Festhypothek und die Libor-Hypothek um 1 Basispunkt sinken.
Datengrundlage: Richtzinsen von über 30 Banken und Versicherungen im Durchschnitt. Stand: 27.03.2017.
Die Bewegung auf dem Zinsmarkt wird interessanterweise mehrheitlich durch die günstigsten Anbieter ausgelöst. Während die durchschnittlich teuersten Anbieter ihre Richtzinsen seit Anfang Jahr über alle Laufzeiten hinweg relativ konstant halten, offerieren die günstigen Anbieter tendenziell höher und treiben somit den Aufwärtstrend an. Gerade die relativ grossen Schwankungen bei den günstigsten Zinsen zeigen, dass im Markt durchaus Wettbewerb herrscht und sich der Vergleich immer lohnt. Sprich, wer heute die günstigsten Konditionen offeriert, gehört vielleicht schon in der nächsten Woche nicht mehr zu den attraktivsten Anbietern. Für Hypothekarnehmer bedeutet das: Auch wenn das Angebot auf den ersten Blick attraktiv scheint, sollten unbedingt immer mehrere Offerten von verschiedenen Anbietern zum selben Stichtag eingeholt werden oder am besten gleich mit einem unabhängigen Profi in die Verhandlung gehen. Denn schon wenige Basispunkte Unterschied machen über die gesamte Laufzeit eine Ersparnis von zigtausend Franken.
Seitwärtstrend bei den Swap-Sätzen setzt sich fort
Der Aufwärtstrend bei den langlaufenden Swap-Sätzen ist bereits seit mehreren Wochen unterbrochen und hat sich in eine Seitwärtstendenz gewandelt. Zwar schwanken die Swap-Sätze teilweise relativ stark, eine klare Aufwärtstendenz lässt sich indes derzeit nicht eindeutig erkennbar. Interessant wird insbesondere der Einfluss der französischen Wahlen auf die Kreditabsicherungskosten. Je nach Ergebnis ist mit kurzfristigen Schwankungen zu rechnen. Ein Wahlsieg des europafreundlichen Kandidaten Macron dürfte vermutlich den Märkten Aufschwung geben und auch die Swap-Sätze antreiben. Eine vorsichtige Straffung der Anlagenaufkäufe wäre, vorausgesetzt die Zinsspreads im Euroraum sinken, denkbar. Aus Sicht der SNB ein sicherlich wünschenswertes Szenario.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Zinskurve verschiebt sich kontinuierlich nach oben
Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich die Zinskurve für die Laufzeiten zwischen 2 und 50 Jahren kontinuierlich parallel nach oben verschoben. Die Kurve wurde indes nicht signifikant steiler: Am 29. März 2016 betrug die Differenz zwischen 50-jährigen Verbindlichkeiten und 2-jährigen Verbindlichkeiten 1.31 Prozentpunkte – am 27. März 2017 liegt die Differenz bei 1.37 Prozentpunkte. Die seit langem bereits äusserst flache Zinskurve weist darauf hin, dass langlaufende Kredite im Vergleich zu kurzfristigen Verbindlichkeiten relativ günstig zu haben sind. Für den Hypothekarnehmer heisst das: Wer sich die günstigen Konditionen sichern möchte, kann für einen geringen Zinsaufschlag über die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte vom ultratiefen Zinsumfeld profitieren.
Quelle: Thomson Reuters Datastream
Die durchschnittlichen Hypotheken Referenzzinsen liegen per 27.03.2017 bei folgenden Ständen:
Hypothekarprodukt | Durchschnittlicher Richtzins | Delta zum Vormonat in bps |
Libor-Hypotheken | 1.08% | – 1 |
2-jährige Festhypotheken | 1.18% | – 1 |
5-jährige Festhypotheken | 1.30% | +3 |
10-jährige Festhypotheken | 1.66% | + 6 |
Im Vergleich zum Vormonat steigen die Zinsen, insbesondere bei mittleren und langen Laufzeiten, leicht. Allerdings geben die Richtzinsen nur einen ersten Eindruck der Marktzinsen. Wer professionell verhandelt, kann in aller Regel aber deutliche Abschläge realisieren.
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Fazit: Die im Februar kurzfristig sinkende Zinsen konnten sich nicht halten, der leichte Aufwärtstrend ist zurück
Die Freude über die sinkenden Zinsen in der letzten Februarwoche, insbesondere bei den 10-jährigen und 5-jährigen Festhypotheken, war erwartungsgemäss nicht von Dauer. Im Vergleich zum Vormonat steigen die Hypothekarzinsen wieder an um 3 bzw. 6 Basispunkte für 5- bzw. 10-jährige Hypotheken.
Datengrundlage: Richtzinsen von über 30 Banken und Versicherungen im Durchschnitt. Stand: 27.03.2017.
Auch weiterhin rechnen wir in der Tendenz mit steigenden Zinsen. Rund um die Präsidentschaftswahl in Frankreich ist zudem mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Wer seine Hypothek just zu diesem Zeitpunkt refinanzieren, oder eine neue Hypothek abschliessen möchte, sollte den Markt genau beobachten und sich professionell beraten lassen.
Hypothekarprodukt | Durchschnittlicher Richtzins (per 27. März 2017) | 3M Zinsband (Durchschnitte) | 6M Zinsband (Durchschnitte) | 12M Zinsband (Durchschnitte) |
Libor-Hypotheken | 1.09% | 1.06% – 1.17% | 1.06% – 1.18% | 1.08% – 1.20% |
2-jährige Festhypothek | 1.19% | 1.13% – 1.22% | 1.14% – 1.22% | 1.15% – 1.24% |
5-jährige Festhypothek | 1.27% | 1.22% – 1.33% | 1.23% – 1.32% | 1.24% – 1.34% |
10-jährige Festhypothek | 1.60% | 1.60% – 1.74% | 1.61% – 1.73% | 1.63% – 1.77% |