Swisscom Startup-Challenge: Interview mit Stefan Heitmann

von / 19 Mai 2017
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Vor fünf Jahren hat Stefan Heitmann mit Moneypark ein Startup ins Leben gerufen, welches den Schweizer Hypothekarmarkt aufmischte. 2017 ist Moneypark mit rund 80 Mitarbeitenden bereits an 20 Standorten in der ganzen Schweiz präsent und Heitmann Teil der diesjährigen Jury der StartUp Challenge. Warum er seine Learnings an Startups weitergeben möchte und Initiativen wie die Challenge unterstützt verrät er im Interview mit Pia Schneider von Swisscom.

Herr Heitmann, nach langer Erfahrung im Bankingbereich und bei McKinsey entschlossen Sie sich, ihr eigenes Startup zu gründen. Was hat Sie dazu bewogen?

Das war eine Mischung aus persönlichen und inhaltlichen Motiven. Einerseits bin ich total fasziniert von unserer USP, die es da draussen nirgends gibt. Eine klassische Bank verkauft ihr Hausprodukt und lässt den Kunden im Dunkeln über Alternativen, die teilweise viel besser sind. Dieser Kundennutzen ist fundamental in einem Markt wie dem Hypothekarmarkt, wo das Gut, welches der Kunde kauft, austauschbar ist. Andererseits hat mir mein Beratungshintergrund viel gegeben, aber nicht das Entscheidende: Ich wollte am Ende des Tages für meine Idee verantwortlich sein, im Positiven wie im Negativen, den Sprung ins kalte Wasser wagen und schauen, ob sie ihren Platz im Markt findet. Und dann ist diese Neuland-Phase spannend, wo anfangs alle denken, man sei verrückt, und man nach und nach sieht, wie einem die kleinen Erfolge nach und nach soweit tragen, dass sich das Startup irgendwann anfühlt wie ein KMU.

Mit Moneypark haben Sie bereits eine Erfolgsstory aufbauen können. Was sind ihre bisherigen wichtigsten Learnings als Startup?

Startups brauchen ein funktionierendes Team, welches sich der Idee komplett verschrieben hat und professionell und eng zusammenarbeitet. Das Team ist schlussendlich ebenso wichtig bzw. am Anfang sogar noch wichtiger als die Idee/das Produkt. Dann ist eine starke Kapitalbasis wichtig. Beim Fundraising passieren viele Fehler, da dies von Startups oft unterschätzt wird. Zusätzlich muss natürlich das Timing stimmen, wir hatten ein gutes Gespür dafür, dass unsere Idee zum damaligen Zeitpunkt im Schweizer Markt Fuss fassen konnte. Nach fünf Jahren wird dies natürlich einfacher, und doch geschehen ab und zu Fehler, die jeweils schnellstmöglich korrigiert werden müssen.

Was macht die Schweiz als FIntech-Ökosystem speziell?

Die Schweiz hat eine Finanzindustrie, die sehr substantiell ist und in der öffentlichen Wahrnehmung einen viel grösseren Raum einnimmt als jene anderer Länder. Das ist Fluch und Segen gleichzeitig: Fluch, weil man erwarten müsste, dass aus einem solchen Finanzhub mehr Fintech Startups hervorgehen müssten. Segen, weil es für Unternehmen viele Anknüpfungspunkte gibt: Ich kann in der ganzen Wertschöpfungskette der Schweiz Innovation betreiben, Moneypark hat sich nun auf Retail Banking und Hypotheken fokussiert, andere Startups sind im Private Banking oder im Zahlungsverkehr aktiv. Und doch würde ich mir wünschen, dass mehr Unternehmer diesen Weg beschreiten. Leider haben wir in der Schweiz eine Mentalität, die im Zweifel die Sicherheit vorzieht. Auch gerade viele junge Menschen haben schon sehr früh viele finanziell verlockende Optionen, mit welchen sie sich begnügen. Das ist ein Innovationskiller. Dann gibt’s natürlich auch strukturelle Gründe: Externe Investoren messen bei ihren Entscheiden der Marktgrösse gemessen an Einwohnerzahl grosse Bedeutung bei und legen ihr Geld dann eher anderswo als in Schweizer Fintechs an. Da machen sie sicherlich einen Fehler, indem sie den Markt unterschätzen. Der Schweizer Hypothekarmarkt ist beispielsweise in den Top 5 der Hypothekarmärkte weltweit.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Jury der StartUp Challenge Einsitz zu nehmen?

Ich möchte einen Beitrag leisten, dass das draussen mehr UnternehmerInnen das Selbstbewusstsein haben, ihr Startup zu gründen und dies als machbaren Schritt anschauen. Dieses Selbstbewusstsein zu fördern und meine eigenen Learnings aus der Startup-Phase weiterzugeben ist das Mindeste, was ich tun kann. Wir haben alle Fehler gemacht, die ein Jungunternehmer macht, und ich hoffe, wir können damit einige Fehler der jetzigen Jungunternehmer verhindern, wenn sie sich dieser Challenge stellen. Gerade die Swisscom, als ein Player mit technischen Hintergrund, hat überdies eine sehr wichtige Rolle im Ökosystem. Man merkt, dass da ein echtes Interesse daran besteht, UnternehmerInnen zu unterstützen und gerade in der Startphase kann jede/r Unterstützung brauchen. Das motiviert zusätzlich.

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